Der Mitgliederbestand ist auch in jenem Jahr konstant geblieben, wobei allerdings der Frauenchor eine Steigerung und der Männerchor eine Minderung erfahren haben. Die bis zu diesem Zeitpunkt durch den Rat der Stadt übernommenen Kosten für den Liedermeister wurden eingestellt. Der Chor musste daher alle anfallenden Aufwendungen aus eigenen Mitteln selbst tragen. Die geselligen Veranstaltungen nahmen 1953 einen breiten Raum im Chorleben ein.
Im Frühjahr wurde auf Anfrage des Rates der Stadt ein Konzert zu
Gunsten des Wiederaufbaues der Beethovenstraße durchgeführt und zwar unter dem Motto: Deutsches Lied – ernst
und heiter. Leider war die Veranstaltung infolge mangelnder Vorbereitung und die Organisation durch die Stadt
kein voller Erfolg. In einer Wiederholung war sie erfolgreicher. Neben dem üblichen Singen
im Pflegeheim und im Krankenhaus wurden die Vorbereitungen für ein Schubertkonzert, das am 24. November 1953
stattfand, in den Singestunden getroffen. Es war bei einer Besucherzahl von 580 Personen ein geteilter Erfolg, der
sich negativ auf die Chorkasse auswirkte.
Die Freundschaft mit Chören aus der näheren und weiteren Umgebung hatte zur Folge, dass Sangesfreunde aus Zittau zu einem geselligen Tag beim Chor zu Gast waren. Er fand seinen Abschluss am Abend in einer Zusammenkunft im Keglerheim, bei der die von den Gästen und Gastgebern dargebrachten Vorträge fast einem Sängerwettstreit gleichkamen. Leider musste der erste Vorsitzende und Ehrenvorsitzende, Paul Michalk, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt zur Verfügung stellen. Nach 35-jähriger, aufopferungsvoller Tätigkeit für die Entwicklung und Neugestaltung des Chorwesens war die Entscheidung für alle Seiten schmerzlich. Sein Nachfolger wurde das Mitglied, Sänger des ehemaligen Rietzelschen Männerchores, Horst Witek. Neben einigen kleineren Auftritten im Pflegeheim und Krankenhaus, stand das Jahr 1954 ganz im Zeichen der bevorstehenden Aufführung der Jahreszeiten von Joseph Haydn.
Kurz vor der Aufführung und mitten in den Probenarbeiten erschien der Chorleiter, Georg Kuhnke, nicht mehr zu den Übungsstunden. Der Chor stand vor einer krisenhaften Situation und vor einer Gefahr, die nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich des öffentlichen Ansehens, zu denken gab. Zur Vollendung des begonnenen Werkes erklärte sich Ehrenchormeister und Kirchenmusikdirektor Martin Bauer bereit, die Leitung der Aufführung zu übernehmen. Der Chorleiter leitete, trotz einer kurzfristig aufgetretenen Erkrankung, eine hoch anzuerkennende Aufführung. Der Erfolg war, dass der Chor eine Leistung erreichte, die lange nicht geboten wurde.